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Berufshaftpflichtversicherung – aktuelle Haftungstrends!

 18. Oktober 2023   |    Constantin Behrschmidt

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Berufshaftpflichtversicherung – Haftungsrisiken verändern sich!

Nicht erst im Zuge der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Krieges hat sich gezeigt, wie sich scheinbare Gewissheiten als Illusion erweisen und wie schnell an die Stelle von vermeintlicher Sicherheit neue Gefahren treten können. Risiken sind nicht statisch, sondern verändern sich – das bedeutet notwendigerweise eine Herausforderung für adäquaten Versicherungsschutz im Bereich der Berufshaftpflichtversicherung.

Eine aktuelle Studie der Allianz-Tochter AGCS hat sich näher mit den Trends bei Haftpflichtrisiken befasst, die freie Berufe und Selbständige betreffen. Die Analyse ist international ausgerichtet, sie fokussiert sich nicht auf den deutschen Markt. Trotzdem liefert sie interessante Erkenntnisse, wie und wo sich Haftungsrisiken bei bestimmten Berufsgruppen in den nächsten Jahren verändern können und worauf beim Berufshaftpflichtschutz künftig besonders zu achten ist. Für uns Grund genug, an dieser Stelle näher darauf einzugehen.

Höhere Haftungsrisiken durch mehr Gebäudesicherheit und Cyber-Attacken

Betrachtet werden in der Untersuchung insgesamt elf mögliche Risikofelder. Die Analysten nehmen dabei eine vierstufige Risikoeinschätzung mit den Bewertungen „sehr hoch“, „hoch“, „mittel“ und „niedrig“ vor. Für die Bewertung werden verschiedene Faktoren berücksichtigt: die Wahrscheinlichkeit und die zeitliche Dimension des Risikos, zu erwartende Schadenhöhen und -häufigkeiten sowie Möglichkeiten der Risikobegrenzung oder -reduzierung. Daraus wird die Gesamteinstufung entwickelt.

Die Studien-Autoren identifizieren für Selbständige und Freiberufler zwei Risikofelder mit sehr hohem Risiko:

  • Haftungsrisiken im Zusammenhang mit strengeren Anforderungen an Gebäudesicherheit
  • Haftungsrisiken im Zusammenhang mit Cyber-Kriminalität, Social Engineering und Datensicherheit.

Grenfell Tower-Brand als Ausgangspunkt im Gebäudebereich

Die Einstufung des Haftungsrisikos Gebäudesicherheit ist stark durch Entwicklungen in Großbritannien beeinflusst. Hier war die Brandkatastrophe beim Londoner Wohnhochhaus Grenfell-Tower im Jahre 2017, bei der 72 Menschen ums Leben kamen, Anlass für den Gesetzgeber, deutlich schärfere Haftungsregelungen einzuführen. Zum Beispiel wurden die Haftungsfristen für Gebäudemängel drastisch verlängert. In der Folge kam es zu ähnlichen Verschärfungen in anderen Ländern, die Anforderungen an den Brandschutz wurden erhöht und vielfach führte man strengere Baunormen ein. Dieser Prozess ist nicht zu Ende.

Als Konsequenzen erwarten die Studienautoren nicht nur neue Rechtsansprüche gegenüber Herstellern und Lieferanten von Baumaterialien. Es könne auch zu einer Art Domino-Effekt kommen, bei dem weitere Baubeteiligte wie Architekten, Ingenieure, Gutachter oder Bauunternehmer in Haftung genommen würden. Die neuen Bauanforderungen seien komplex, umfangreich und zum Teil sehr speziell.

Dadurch steige das Risiko, etwas Wichtiges zu übersehen und Anforderungen nicht zu erfüllen. Inwieweit dieser „Haftungstrend“ auch auf Deutschland zutrifft, darüber lassen sich die Studienautoren nicht aus. Im Allgemeinen sind die Normen hier bereits recht streng. Trotzdem sind Auswirkungen nicht auszuschließen, da viele Bauplaner und -entwickler auch international tätig sind. Die Gebäudeanforderungen werden außerdem auch hierzulande weiter nach oben geschraubt – nicht zuletzt im Zusammenhang mit Forderungen nach noch mehr Energieeffizienz und stärkeren Anstrengungen für Klimaschutz.

Cyber-Kriminalität: neues Phänomen Cyber-Söldner

Cyber-Attacken sind ein immer drängenderes Problem. In der Studie werden sie als eines der größten aktuellen und künftigen Geschäftsrisiken identifiziert. Selbständige und Freiberufler sind besonders betroffen, da sie sehr oft über sensible Daten verfügen und der professionelle Umgang mit vertraulichen Kundeninformationen wesentlicher Teil ihres Geschäftsmodells ist. Ransomware-Angriffe mit anschließenden Lösegeldforderungen haben dabei in den letzten Jahren besonders dramatisch zugenommen. Ein neuerer Trend sind Cyber-Söldner, die gezielt von Cyber-Kriminellen angeworben werden, um die Spuren eigener Attacken zu verwischen. Oder die angeheuerten Hacker brechen „im Auftrag“ in Datensysteme von Anwaltskanzleien ein, um sich Informationen zu beschaffen, die in Gerichtsverfahren von Vorteil sein können.

Im Zusammenhang mit solchen Cyber-Angriffen stellt sich eine Fülle an Haftungsfragen bis hin zu berufsrechtlichen Konsequenzen bei sorglosem und fahrlässigem Umgang mit sensiblen Daten, unzureichendem Datenschutz oder Nachlässigkeiten bei der Datensicherheit. „Systemfehler“ können gravierende Schadensersatzforderungen nach sich ziehen, nicht zu vergessen ist der mögliche Reputationsschaden.

KI – noch zu früh für Bewertung, heute eher geringes Risiko

Noch relativ gering bewerten die Studien-Autoren das Risiko im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz. Das kann sich aber ändern. Zwar könne KI dazu beitragen, Risiken zu begrenzen oder gar zu verringern. Mit neuen Technologien ergeben sich aber auch zusätzliche Schadenfaktoren. Noch kommen diese nicht zum Tragen. Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht.

Diese Berufsgruppen sind besonders betroffen

Insgesamt sieht die Untersuchung Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Buchhalter, Architekten, Ingenieure, Anwälte und PR-Berater durch die neuen Haftungsrisiken besonders tangiert. Bei Großschäden – Schadensummen von mehr als einer Million Euro – seien Anwälte am stärksten betroffen, gefolgt von Baufachleuten. Umso wichtiger ist ein ausreichender und auf das jeweilige Risikoprofil zugeschnittener Versicherungsschutz bei der Berufshaftpflichtversicherung. Dabei sind die Experten von Behrschmidt & Kollegen gerne behilflich – nicht nur heute, sondern auch morgen!



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